Audio Fotografie & Video Vinyl

Upgrade im Lockdown

Vinyl war meine Eintrittskarte zur Musik. Ich war zehn Jahre alt als 1974 die erste Platte der Puhdys erschien. Keine Ahnung, wie sie dann zu mir kam. Habe ich sie geschenkt bekommen oder habe ich sie mir selber gekauft? Das geht jetzt ins Spekulative 😉 Ich erinnere mich aber daran, dass ich sie immer wieder nach der Schule aufgelegt habe. Oft war ich noch vor meinen Schwestern und Eltern zu Hause und so konnte ich ein bisschen lauter machen. Mit dem Älterwerden kamen weitere Platten dazu: DDR-Rock, Jazz und Blues und immer wieder mal eine “Lizenz-Pressung” wie bspw. “Highway to Hell” von AC/DC. Mit dem ersten eigenen Geld während meiner Ausbildung habe ich die ersten originalen Pressungen von Genesis erstanden, für 100 Mark der DDR (pro Platte!!!) über einen in der DDR illegalen Tauschring.

Irgendwann, ca. 20 Jahre später wurde Vinyl von der CD abgelöst. Besserer Klang, Langlebigkeit, kein Kratzen und Knistern mehr! Das waren die Versprechen. Dann wurde MP3 erfunden. Lange Zeit konkurrierend mit der MiniDisc – erinnert sich noch jemand an die? Und noch mal 10 Jahre später, wir sind inzwischen im Internet-Zeitalter, wurde die MP3-Sammlung abgelöst vom Streaming. CD´s und MP3´s waren wie wertlose Aktien, keiner wollte sie mehr. Und die sperrigen Platten? Ach, weg damit. Steht eh nur rum…

So habe ich auch vor ein paar Jahren fast meinen kompletten Vinyl-Bestand entsorgt. Bis auf ein paar wenige Ausnahmen, die mir besonders ans Herz gewachsen waren (Genesis, 100 DDR-Mark, ihr erinnert euch?…). Wozu den alten Kram aufheben? Schließlich hatte ich inzwischen eine beachtliche MP3-Sammlung. Und was nicht in meiner Sammlung war gab es bei Spotify für wenige Euro im Monat. Und das Beste: so bald ein Album “durchgestreamt” war spielt der Algorithmus munter weiter, ohne Pause und erstaunlich treffsicher, was die Stimmung und den Musikgeschmack betrifft…

Warum ich das hier erzähle? Am 27.02. diesen Jahres habe ich einen gebrauchten Plattenspieler Dual 604 von 1978 für einen sehr guten Preis erstanden. Direktantrieb, Pitch-Controller und eine hochwertige Mechanik. Dual hat damals Plattenspieler für die Ewigkeit gebaut. Ich war wirklich neugierig, was da noch drinsteckt. Passend zu meiner Anlage, Lautsprecher HECO 704 (Baujahr 1970) einem Verstärker SONY TA-F530ES (Baujahr 1981, generalüberholt) und ein CD-Player (nicht weiter erwähnenswert…), also alles aus der Hochphase des Vinyls und im VK-Preis zu dieser Zeit nicht wirklich günstig.

Einen Tag später, am 28.02.2020 bewertet das Robert Koch-Institut (RKI) das Risiko der COVID-19-Pandemie für die Bevölkerung in Deutschland zunächst als „gering bis mäßig“, seit dem 17. März als „hoch“ und für Risikogruppen seit dem 26. März als „sehr hoch“. Der Lockdown beginnt!

In den letzten Wochen hatte ich oft Gelegenheit meiner alten, neuen Leidenschaft nachzugehen. Über eBay-Kleinanzeigen konnte ich meiner kleinen Sammlung neue Schätze hinzufügen. Auch die erste Platte der Puhdys ist wieder dabei (und ich habe mir “Die Legende von Paul und Paula” wieder einmal angeschaut) Meine Sammlung wächst beständig. Es war kein Fehler damals, die Platten zu entsorgen. Im Gegenteil, es war nötig und der Zeit geschuldet.

Die faszinierenden Details des Plattenspielers (Formen, Farben, Technik) die mir beim Musik hören auffallen und die hohe Qualität der Dual-Komponenten habe ich versucht in meinen Fotos einzufangen. Das unglaubliche Klangspektrum von Vinyl auf den Komponenten kann ich in den Bildern leider nicht wiedergeben. Wer weiß, vielleicht kommt ihr ja auf den Geschmack. Es ist einen Versuch wert! Im Moment läuft “Mighty Quinn” von Manfred Manns Earth Band “Live in Budapest”…

6 Kommentare Neuen Kommentar hinzufügen

  1. Lutz sagt:

    Schöner Artikel.
    Vielen Dank, ruft hei mir auch Erinnerungen wach.
    Der Dual tut bei mir auch seinen Dienst. Mein erster musste ein Abtastsystem shure M75E haben,wegen der elliptisch geschliffenen Abtastnadel zur Optimierung der Verzerrungen. Die Aussteuerung einer Schallplatte kann man mit der Lichtbandbreite berechnen und direkt sehen. Nächstes Mal in Geislingen!
    Herzliche Grüße Lutz

    1. Thomas sagt:

      Vielen Dank Lutz, da freu ich mich schon sehr drauf und auf die Berechnung mit der Lichtbandbreite bin ich schon sehr gespannt!

  2. Jürgen sagt:

    Ist dir perfekt gelungen. Ein Bild eines USB Sticks oder eines CD Players wäre mit Sicherheit nicht so interessant.

    1. Thomas sagt:

      Jürgen du treue Seele, vielen Dank für deinen netten Kommentar! Beim USB Stick gebe ich dir Recht, aber bei den CD Playern geb es schon auch interessante Ansätze 😉

  3. Alina sagt:

    Wow, ich lese den Artikel erst jetzt. Sehr interessant, die kleine Reise in die Vergangenheit.
    Die Bilder gefallen mir richtig, richtig gut!
    Und zum Vinyl entsorgen und dann wieder anschaffen fällt mir die Weisheit „Zurückkommen ist nicht dasselbe wie bleiben“ ein. 🙂

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