Die Idee hinter meinem November-Blick war, die frühe Dämmerung einzufangen. Die Natur zieht sich zurück, so wie sich auch die Menschen in die Häuser zurückziehen. Warmes Licht strahlt aus den Fenstern. Es ist Ewigkeitssonntag. Die Stadtkirche hat eingeladen zur Orgelvesper. Das Kirchenfenster sieht man in der Spiegelung im Wasser.
Die Kamera habe ich heute auf dem Stativ und das steht mit einem Bein im Wasser. An meinem Spot unter Sträuchern am Wasser falle ich auch den Passanten kaum auf. Und während ich meine Belichtungsreihe abarbeite (5s, 8s, 11s, 15s…) bemerke ich den Graureiher im Wasser. Er steht ganz still, bewegt sich nicht. Perfekt für meine langen Belichtungszeiten. Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis und versuche leise das Objektiv zu wechseln.
Zum Glück habe ich heute meinen Fotorucksack dabei mit allen Objektiven. Ich entscheide mich für das 100mm Macro-Objektiv. Das zeichnet sehr scharf und hat eine große Blende für das bisschen Licht.
Wahrscheinlich hat mich der Graureiher bemerkt, denn so langsam stolziert er davon. In der Bewegung hält er plötzlich für ein paar Augenblicke inne, was unbeabsichtigt zu diesem interessanten “Ghost-Effekt” geführt hat.
Nach und nach werden die Lichter eingeschaltet. Ich bemerke erst jetzt, dass der Ödenturm in meinem ersten Bild noch nicht angestrahlt wurde. Die Perspektive hier gefällt mir auch sehr gut. Das Licht ist jedoch nur schwer zu managen. So entscheide ich mich auch hier zu einer Belichtungsreihe (von ziemlich unterbelichtet bis nah an der Überbelichtung) und werde die Bilder später zu einem HDR-Bild zusammensetzen.
Es regnet seit Wochen. Dementsprechend ist der Wasserstand der Eyb sehr hoch. Wenn sie so ruhig fließt, besteht keine Gefahr. Dann ist noch Luft nach oben, im besten Wortsinn 🙂
Das Laub ist von den Bäumen, der Himmel grau, November eben…
Und die ersten Spuren im Schnee künden von dem nahenden Winter…
Und weil das im Oktober so gut bei euch angekommen ist und das Bild einfach dazu passt, schließe ich auch diesen Beitrag wieder mit einem Gedicht ab:
Christian Morgenstern
Novembertag
Nebel hängt wie Rauch ums Haus,
Drängt die Welt nach innen;
Ohne Not geht niemand aus;
Alles fällt in Sinnen.
Leiser wird die Hand, der Mund,
Stiller die Gebärde.
Heimlich, wie auf Meeresgrund,
Träumen Mensch und Erde.
Das hast du sehr schön geschrieben und vor allen Dingen fotografiert! Chapeau!!!
Deine Andy ❤️
Diese Deine Art der (Bild)-Meditation beeindruckt mich sehr.
Vielen Dank für’s Mitnehmen.
In tiefer Verbundenheit.
Wieder großartige Bilder und berührende Gedanken dazu von dir! Vielen Dank und euch eine schöne Advents- und Winterzeit!
Liebe Grüße!
Da freut man sich direkt auf ein Glühweinabend.
Ganz wunderbar, wie du diese fast schon adventliche Abendstimmung eingefangen hast. Und toll, dass der Reiher noch gewartet hat, dass du ihn noch erwischen konntest!
Ich wünsche euch eine gemütliche Adventszeit.
Liebe Grüße – Ulrike
Wunderschön! Die Fotos, das Tierchen und überhaupt alles drumrum, wie du es schreibst. Freue mich auf deinen Dezember und auch schon ein bisschen auf deinen nächsten Blick. 🙂
LG Astrid
sehr stimmungsvolle Bilder ..
ja.. die Dämmerung hat schon was 😉
wunderschön hast du den Reiher “erwischt”
und das Gedicht ist sehr passend
liebe Grüße
Rosi